Zwei Jahrzehnte Regionalentwicklung in der Flusslandschaft
Schwabstedt Am 5. Oktober 1999 kamen die Vertreter von zehn Amtsverwaltungen im
ländlichen Raum Schleswig-Holsteins zusammen, um eine Gesellschaft zu gründen,
die die Entwicklung der Region rund um die Flüsse Eider, Treene und Sorge
fördern sollte. Die Wegbereiter und -begleiter der Eider-Treene-Sorge GmbH
feierten jetzt im Hotel zur Treene deren zwanzigsten Geburtstag.
Mehr als 100 Gäste
wurden im Festsaal des ehrwürdigen Schwabstedter Hotels durch den
Vorsitzenden
der Gesellschafterversammlung, Thomas Klömmer, begrüßt. Die
Gesellschaft, die
laut Vertrag darauf ausgerichtet sei, „aus Gründen des öffentlichen
Wohls die
Wirtschaftskraft in der Flusslandschaft Eider-Treene-Sorge zu fördern“,
so
Klömmer, sei stets an einer nachhaltigen ökologischen und ökonomischen
Entwicklung orientiert gewesen. Neben dem Einwerben von Fördermitteln
sei es
bis heute eine zentrale Aufgabe, die Interessen regionaler Akteure zu
bündeln
und den Kommunen und Bürgern ein starkes Netzwerk zur Seite zu stellen.
Klömmer
dankte allen, die an der Entwicklung der Eider-Treene-Sorge GmbH
beteiligt gewesen
seien und verwies unter Bezugahme auf Dirk Reese, Amtsvorsteher des
Amtes Hohner Harde, auf die durch sie „gelebte Solidarität“ und das
übergeordnete
Ziel, das Kirchturmdenken zu überwinden.
Geschäftsführer
Karsten Jasper nahm die Anwesenden anschließend mit auf eine Zeitreise in die
ersten Jahre des Unternehmens, die er selbst – damals noch als Gesellschafter –
mit erlebt und geprägt hatte. Anhand von Presseschlagzeilen und seiner persönlichen
Sicht auf die Ereignisse führte er durch die Entwicklung vom
Ein-Mann-Unternehmen im Amtsgebäude in Norderstapel (heute: Stapel) bis hin zur
heutigen Form mit sechs festen Mitarbeitern im Bargener Stapelholm-Huus. Das
Unternehmen selbst, so Jasper, habe sich in einem stetigen Prozess
weiterentwickelt, immer mit Blick auf die Bedarfe der Amtsverwaltungen, Gemeinden
und Bürger, zu deren Wohl sie gegründet worden sei. Dabei fanden sich ehemalige
Mitarbeiter, Gesellschafter und Weggefährten auf Fotos und in Anekdoten aus 20
Jahren wieder, die der Geschäftsführer mit dem Publikum teilte. Nicht ohne
Stolz blickte Jasper zurück und wünschte sich auch für die Zukunft eine so
positive Entwicklung der Institution, die heute nicht mehr wegzudenken sei.
Weitere Perspektiven
auf die Geschichte der Eider-Treene-Sorge GmbH bot Moderator Yannek Drees, der
persönliche Gespräche mit einzelnen Gästen führte. Zu diesem Zweck hatte das
Team des Hotels zur Treene auf der Bühne ein elegantes Wohnzimmer eingerichtet,
auf dem in entspannter Atmosphäre über die zurückliegenden Jahre und Jahrzehnte
geklönt wurde. Unter anderem sprach dort Helmut Mumm, der 14 Jahre lang
Vorsitzender der Gesellschafterversammlung war und sich gut gelaunt und auch ein
wenig wehmütig an diese Zeit erinnerte: „Ich war immer besonders gern bei den
Sitzungen und Treffen der GmbH und wir haben zusammen vieles für die Region
erreicht“, erinnerte sich Mumm. Dies habe ihm dann auch sehr gefehlt, zumal er
damals auch das Amt als Bürgermeister von Bergenhusen abgegeben hatte. Heute
denke er aber mit Freude an diese Zeit zurück und er sei glücklich, nun schon
den 20-jährigen Geburtstag der Organisation zu feiern.
Einer der
Gründerväter des Eider-Treene-Sorge-Radwegs, Herbert Schauer, erzählte vom
damaligen Engagement des „RABS“, einer gemeinnützigen Rendsburger
Beschäftigungsgesellschaft, bei der Entwicklung des beliebten Fernradwegs.
Viele, die an seiner Entstehung beteiligt waren, waren auch bei der Gründung
der Eider-Treene-Sorge GmbH involviert. Besonders hob Schauer den beispiellosen
Einsatz Ludwig Thormählens hervor, der von 1991 bis 2001 Koordinator der
Landesregierung Schleswig-Holstein für die Entwicklung des
Eider-Treene-Sorge-Gebietes war. Thormählen sei es gewesen, so Schauer, der ihn
damals in seiner Funktion als Geschäftsführer der RABS gGmbH angesprochen habe.
Nach positiven Erfahrungen mit der touristischen Erschließung des Ochsenweges
habe man dann im Jahre 2000 auch den Eider-Treene-Sorge-Radweg mithilfe von Langzeitarbeitslosen
vollenden können. Noch heute, erklärte Moderator Yannek Drees, sei der Radweg
ausgesprochen beliebt und wichtiger Motor für den Tourismus in der Region –
seine Gründung zeige wie jene der Eider-Treene-Sorge GmbH von großer Weitsicht
der damaligen Akteure.
Auch Kristina
Hofmann, ehemalige Regionalmanagerin der AktivRegion Eider-Treene-Sorge, und
Stefan Ploog, fast zehn Jahre lang Vorsitzender des Vereins, wurden auf das
„rote Sofa“ gebeten. Bei ihnen stand zunächst die Eingewöhnungszeit im Fokus –
schließlich kam Hofmann, die ursprünglich aus Franken stammt und auch heute
wieder dort lebt, gerade aus Neuseeland und musste sich dann direkt an
Stapelholmer Sprech- und Lebensgewohnheiten gewöhnen. „Das lief aber trotz der wirklich
ungewohnten Umgebung sehr angenehm, ich wurde herzlich aufgenommen“, gab
Hofmann preis. Stefan Ploog, damals Leitender Verwaltungsbeamter des Amtes
Oeversee, hatte zu dieser Zeit den Vorsitz der AktivRegion inne. Beide
erinnerten sich amüsiert an die Veranstaltungsreihe „Mein Dorf hat (k)eine
Zukunft“, die an ungewöhnlichen Orten stattfand. Der Haken dabei: Nicht immer
fand man die Infrastruktur so vor wie erwartet. In einem ehemaligen Baumarkt in
Meggerdorf etwa war mitten im Winter die Heizung ausgefallen, es wurde aber
entschieden, die Veranstaltung mit ein wenig norddeutscher Beharrlichkeit
trotzdem durchzuführen – nur eben in Winterjacken.
Etwas komplizierter verlief die erste Verständigung AktivRegion Südliches Nordfriesland, für die Henriette Schindler 2009 als erste Regionalmanagerin bei der Eider-Treene-Sorge GmbH angestellt wurde – kompliziert allerdings allein in sprachlicher Hinsicht: Mit Schindlers sächsischer Herkunft und dem plattdeutschen Urgestein Röhe trafen damals sprachliche Welten aufeinander, obwohl die Regionalmanagerin das Plattdeutsche durchaus haben verstehen können. Auch der Moderator wusste um das Leid von komplett auf Platt durchgeführten Sitzungen. „Da kommt schon man schon mal ins Schwitzen, wenn alles schnell und richtig mitgeschrieben werden soll“, erinnerte sich Drees an die ersten aus wirren eigenen Notizen zu verfassenden Presseartikel vor mehr als fünf Jahren. In Erinnerung blieben Schindler und Röhe eine Vielzahl an spannenden Projekten und der herzliche Umgang miteinander, sodass sich beide gern an diese prägende wie verbindende Zeit erinnern.