Die Flusslandschaft Eider-Treene-Sorge ist eine Landschaft, die über Jahrtausende durch die Kraft des Wassers und schließlich durch den Menschen, in seinem Kampf gegen das immer wieder in seinen Lebensraum vordringende Wasser, geprägt wurde. Nicht nur das Gewässersystem, das der Region seinen Namen gibt, ist prägend für diese Landschaft. Auch die Landschaften jenseits der Flussufer mit ihren weitreichenden Niederungen, Mooren und Flussmarschen sowie angrenzenden Geestrücken und Geestinseln kennzeichnen diese naturräumlich herausragende Region.
Während der letzten Eiszeit (Weichseleiszeit) strömten die abfließenden Schmelzwasser durch das heute Gebiet der Eider-Treene-Sorge Region in Richtung Westen. Das Wasser nutze die bereits vorhandenen Talsysteme der vorletzten Eiszeit (Saaleeiszeit) und hinterließ dabei weite Schmelzwasserebenen. Diese wurden nach der Eiszeit durch Tal- und Dünenbildungen umgeformt, was schließlich die Trennung der Gewässersysteme in Eider, Treene und Sorge bewirkte.
Die tideabhängigen Wasserschwankungen und Sturmfluten der Nordsee reichten weit bis in die Flusslandschaft hinein. Durch Vermoorungen und Überschlickungen mit Gezeitensedimenten entwickelte sich ein weitläufiges Niederungsgebiet. Es wird nur von einigen herausragenden saaleeiszeitlichen Geestinseln, den sogenannten Holmen, unterbrochen. Nach den Sturmfluten des Mittelalters (1362 und 1634) setzten in meeres- und flussnahen Bereichen erneut geringmächtige, feinsandige Aufschlickungen ein, während in flussferneren Gebieten aufgrund des hohen Grundwasserstandes Torfablagerungen entstanden.
Im Eider-Treene-Sorge-Gebiet sind überwiegend Niedermoore verbreitet, über die an vielen Stellen ausgedehnte Hochmoore gewachsen sind, die eine Torfmächtigkeit von über acht Metern aufweisen können. Beispiele hierfür sind das Wilde Moor bei Schwabstedt, das Dellstedter Birkwildmoor und das Tetenhusener Moor.
Das Eider-Treene-Sorge-Gebiet bot bis zum 15. Jahrhundert nur auf den Geestbereichen und den höherliegenden Niederungsflächen Siedlungsmöglichkeiten. Nach den großen Sturmfluten wurden die Niederungssiedlungen jedoch aufgegeben und auf die Geestinseln verlagert. Seit dieser Zeit bemüht man sich, die durch Sturmfluten und Grundwasseranstieg überschwemmten Niederungsflächen zu entwässern und landwirtschaftlich nutzbar zu machen. Der Bau von Dämmen, die Umleitung der Sorge und die damit verbundene Trockenlegung vieler Seen sind dafür Beispiele. Orte wie Friedrichsholm und Christiansholm, die im 18. Jahrhundert entstanden, zeugen von dieser Zeit.
Alle diese wasserbaulichen Maßnahmen und auch der Bau des alten Eiderkanals zeigten nur begrenzte Auswirkungen auf die Hydrologie dieses Raumes. Da die Bauern immer mit unvorhersehbaren Hochwassern nach Sturmfluten oder Starkregen rechnen mussten, herrschte in der eigentlichen Niederung ausschließlich Milchviehhaltung und in den Geestbereichen und auf den Holmen zum Teil Ackernutzung vor. Erst mit dem Bau des Nord-Ostsee-Kanals (1887 bis 1895) und der Eider-Schleuse bei Nordfeld (1934 bis 1936) wurde massiv in die gesamte Hydrologie des Eider-Einzugsgebietes eingegriffen. Der Bau des heutigen Nord-Ostsee-Kanals trennte den Oberlauf der Eider bei Rendsburg ab. Seitdem entwässert dieses Gebiet in den Kanal.
Durch die Schleuse bei Nordfeld wurde jeglicher Einfluss der Nordsee auf den mittleren Flussabschnitt der Eider unterbunden, der Rückstau von Geestwasser bei Sturmfluten konnte ausgeschlossen werden. Die umliegenden Ländereien wurden mit Hilfe von Schöpfwerken nachhaltig entwässert und konnten von nun an genutzt werden. Damit war für diesen Raum die Grundvoraussetzung für eine Intensivierung der Grünlandnutzung gegeben.
Der Abschnitt der Eider zwischen Rendsburg und Nordfeld hat heute beinahe den Charakter eines Stillgewässers. Vor der Eiderabdämmung bei Nordfeld gehörte die Eider bis nach Rendsburg zum Tidebereich. Bedeichungen entlang der Eider veränderten zunehmend die Auflaufräume des Tidewassers. Die dadurch notwendig gewordene Erhöhung der Eiderdeiche war aber wegen des wenig tragfähigen Untergrundes aus Niedermoortorfen und weichen Tonschichten nicht möglich.
Problematisch waren in diesem Zusammenhang auch die Entwässerungen in den Niederungsgebieten und die damit verbunden Sackungserscheinungen der Moorböden. Die daraufhin gebaute erste Eiderabdämmung (1936) beeinflusste mit der Zeit den Spüleffekt im Flusslauf der Eider erheblich. Es kam zu Versandungen und selbst Baggerungen konnten die Vorflut in diesem Gebiet nicht verbessern. Die zunehmend unzureichend werdende Entwässerung bewirkte auch nachhaltige Probleme für die landwirtschaftliche Grünlandnutzung. Letztlich wurde eine zweite Abdämmung erforderlich. Im unteren Treenetal führten die alljährlichen Hochwasser in den 60er Jahren zu derartigen Schäden, dass sich die Landesregierung gezwungen sah, den Fluss in diesem Abschnitt einzudeichen und sogenannte Überlaufpolder einzurichten. So konnte auch hier die Ausübung der ordnungsgemäßen Landwirtschaft sichergestellt werden.
Diese ehemals vom Wasser geprägte Landschaft wurde im Laufe der Jahrhunderte stark verändert und landwirtschaftlich nutzbar gemacht. Heute werden die Grünlandniederungen überwiegend zur Milchproduktion genutzt. Die Moore und Feuchtflächen wurden für Naturschutzzwecke gesichert und renaturiert. Auf den Holmen und in den Geestbereichen nimmt der Anteil von Grünland und Getreide ab. Hier ist der Anbau von Mais insbesondere für energetische Nutzungen auf dem Vormarsch und trägt heute zur Veränderung der gewachsenen Kulturlandschaft bei.
Die Eider bildet die Grenze zwischen den Landesteilen Schleswig und Holstein. Sie entspringt im östlichen Hügelland südlich von Kiel und windet sich auf einer Länge von 188 Kilometern von Osten nach Westen durchs Land. Bei Tönning mündet sie in die Nordsee. Die Eider ist der längste Fluss des Landes. Bis vor wenigen Jahrzehnten beeinflussten Ebbe und Flut die Wasserstände in der Eider bis über Rendsburg hinaus. In den Niederungsgebieten mussten die Bewohner von zwei Seiten mit Überschwemmungen rechnen: bei Sturmfluten wurde das Nordseewasser in die Eider hineingedrückt, und bei starken Regenfällen flossen Wassermassen aus den höher gelegenen Einzugsgebieten in die Flussniederungen. Seit dem Mittelalter versuchte man dem entgegenzuwirken: Eider, Treene und Sorge wurden bedeicht, die Treene nahe der Eidermündung in Friedrichstadt 1570 abgedämmt, die Sorge umgeleitet und 1630 der Sorgekoog über die Steinschleuse entwässert. Erst als die Schleuse Nordfeld im Jahr 1936 fertiggestellt war, gelang es, die Eiderniederung flussaufwärts dauerhaft vor Hochwasser zu schützen. Seit 1973 kann die gesamte Eider durch das mächtige Eidersperrwerk bei Tönning gegen Sturmfluten abgeriegelt werden.
Der größte Nebenfluss der Eider ist die Treene, die in der Nähe von Flensburg entspringt und bei Friedrichstadt über mehrere Sielzüge und Schleusen in die Eider mündet. Ihr Oberlauf ist bis heute naturnah belassen, Flusslauf und Flussbett sind nur wenig verändert worden. Der Unterlauf der Treene südlich von Treia hat man dagegen eingedeicht und teilweise auch begradigt. Vorher wurden die Treenemarschen regelmäßig überschwemmt. Deshalb musste man die Deiche ständig erhöhen und die Treenewiesen mit Hilfe von Sielen, später Schöpfwerken, entwässern. Heute wird hier Grünlandwirtschaft betrieben. Noch immer sind die Treenewiesen vor Überschwemmungen nicht vollständig geschützt. 1998 brach nach heftigen Niederschlägen der Deich bei Dörpstedt und Teile der Treenemarsch standen unter Wasser.
Die Sorge ist der zweitgrößte Nebenfluss der Eider. Sie entspringt in
den Hüttener Bergen und durchfließt langsam die flache Geest in moorigen
Niederungen. Ihrer Wasserfarbe verdankt sie ihren Namen: Sorge bedeutet
„die Schlammige“. Der Wasserbau an der Sorge hat eine lange Geschichte:
Um neues Land zu gewinnen, wurde im 17. Jahrhundert der Verlauf der
Sorge radikal verändert. Zwischen Meggerdorf und Meggerholm baute man
einen Kanal – die „Neue Sorge“ – der die beiden Flüsse Sorge und
Bennebek nach Süden in die Eider ableitete. So konnten der Börmer See
und der Meggersee, ehemalige Flachseen, eingedeicht, entwässert und in
landwirtschaftliche Nutzflächen umgewandelt werden. Vom einstigen
Flusslauf ist noch die „Alte Sorge“, mittlerweile ein Stillgewässer mit
charakteristischen Mäandern, übrig geblieben.
Mit dem Wasserbau
wandelte sich die ehemals amphibisch geprägte Landschaft; Naturflächen
wurden für die Landwirtschaft nutzbar gemacht.